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10 Jahre BCS: VII von X – Ride Across Ten Cantons

Als Basel im Sommer des Jahres 1501 der Schweizerischen Eidgenossenschaft beitrat, bestand diese bereits aus zehn Ständen, nämlich den drei Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden als auch den seither dazugestossenen Kantonen Luzern, Zürich, Zug, Glarus, Bern, Solothurn und Freiburg. Und eben diese zehn „Vor-Basler-Kantone“, deren Kantonswappen auf dem Flyer abgebildet waren, wollten wir an diesem Wochenende auf unseren Harleys besuchen. Seb hatte eine tolle Route zurechtgelegt, und alles hätte wirklich grandios werden können. Wenn, ja wenn denn das Wetter wenigstens ein gewisses Einsehen mit uns gehabt und nicht mit aller Kraft versucht hätte, unseren Konvoi buchstäblich von der Strasse in die Kanalisation zu spülen.

Begonnen hat der Ride noch fast wie gewünscht. Bei der Besammlung in Aesch war es trocken, und keine(r) konnte ahnen, wieviel Nass an diesem Tag auf uns heruntergeschüttet werden würde. In einem wunderbar geordneten Konvoi machten sich 34 BCS-Members auf 28 Harleys über den Passwang auf Richtung Solothurn. Was war es für eine Wonne, diesen grossen Tatzelwurm-Konvoi in den Kehren auf der Nord- und der Südseite des Passwangs zu bestaunen! Nach Solothurn cruisten wir weiter Richtung Berner Seeland, ehe wir im malerischen Leuzingen unseren ersten Halt einlegten. Nach Gipfeli und Kaffee sattelten wir unsere Mopeds wieder, um uns Richtung Freiburgerland aufzumachen. Der Himmel war bei der Abfahrt noch hellgrau, und daher hat sich auch kaum ein BCS-Member bereits jetzt ins Regenkombi gestürzt. Doch schon bald verfinsterte sich das Firmament, und Regen setzte ein. Etwas widerwillig zogen wir alle (oder fast alle ...) unsere Regensachen an, noch hoffend, dass dies nicht wirklich nötig sein würde. Aber die Zweifler am Regen wurden bald eines sehr nassen Besseren belehrt, denn auf unserer weiteren Route nach Aarberg, Kerzers und Bern wurden wir derart begossen, dass man sich direkt unter einem Wasserfall wähnte und sich frug, wie man bei diesen Bedingungen überhaupt Töff fahren kann. Es war denn auch nicht ganz ungefährlich, da die Strassen teils zentimeterdick mit Wasser belegt waren und die Sicht katastrophal war. Dank vorsichtiger Fahrweise und entsprechender Temporeduktion lief jedoch alles gut ab, und unser Konvoi umrundete die Bundeshauptstadt auf der Autobahn, eh wir auf die Hauptstrasse Richtung Zäziwil einbogen und nach Appenberg hinauf kurvten. Hier nahmen wir unser Mittagsmahl ein, einen gemischten Salat und guten aber deftigen Knöpfligratin. Der Regen hatte nach Bern sogar ganz aufgehört, aber kaum hatten wir uns zu Tisch gesetzt, holte uns das Zentrum der Front, die uns um Kerzers mit sintflutartigen Niederschlägen begegnet war, auch hier wieder ein, und es schüttete draussen, was das Zeug hielt. Besserung war weder auf Wetter-Apps noch aufgrund eines Blicks nach draussen zu erwarten. So verschob Seb halt schweren Herzens die Abfahrt etwas nach hinten und verlegte die Route, die eigentlich über die Panoramastrasse nach Giswil hätte führen sollen, zur Fahrt via Langnau, Escholzmatt und Entlebuch und direkt nach Luzern. Auch auf diesem Streckenabschnitt blieb es nass, wenngleich wir nun statt wie vor Bern von Sturzbächen gequält jetzt „nur noch“ von normalem Regen belästigt wurden. Nach Luzern hätten wir eigentlich nach Beckenried fahren und von dort mit der Fähre über den See nach Gersau übersetzen wollen. Aus nicht ganz geklärten Gründen führte die Fahrt aber von Luzern Richtung Zug, und „dummerweise“ durchfuhren wir dann auch noch einen kleinen Teil des sicherlich schönen Aargaus, der aber eben nicht zu den zehn Kantonen gehört, die der Schweiz vor Basel beigetreten waren. Wie dem auch sei, kurz darauf bogen wir rechts ab, den Gestaden des Vierwaldstättersees entlang nach Weggis, Vitznau, eh wir schon bald unser Logis, das Paradieshotel Rotschuo in Gersau, erreichten. Durchnässt und durchweicht parkten wir unsere verdreckten und kaum mehr glänzenden Bikes und bezogen unsere Zimmer. Obwohl bis zu diesem Zeitpunkt wahrlich kein Wassermangel geherrscht hatte, werden doch die meisten eine Dusche genossen haben, ehe wir uns zum Apéro versammelten. Im Saal daneben fand gleichzeitig eine Hochzeit statt, und etliche von uns spekulierten spasseshalber, wie lange das neue Glück denn währen würde. Ob jedoch jemand die Adresse der frisch gebackenen Eheleute in Erfahrung brachte, weiss ich nicht, und damit wird es uns kaum möglich sein, uns über die Dauerhaftigkeit des zarten Eheglücks auf dem Laufenden halten zu können.

Unser Abendessen wurde im Saal darunter serviert. Ein superguter Caesar Salad, gefolgt von einem gegarten Rindssteak mit knackigen Bohnen und Bratkartoffeln, wie ich es besser kaum je geniessen durfte. Auch die Weinempfehlung des Kellners (Valpolicella Ripasso) war sehr gelungen. Tiramisu und Kaffee rundeten einen sehr regenreichen Tag in doch noch perfekter Manier ab. Weil jedoch die Wetterprognosen für morgen Sonntag kaum Besserung versprachen, wurde die für Sonntagmorgen geplante Ausfahrt bereits am Samstagabend abgesagt. D.h. die Fahrt nach Glarus, Zürich, Uri via Klausen fiel (etwas verfrüht, wie sich herausstellen sollte) ebenfalls dem Wasser zum Opfer.

So trafen wir uns denn alle um ca. 9 Uhr zum Frühstück, welches auch zu gefallen wusste. Gegen 10.30 Uhr besammelten wir uns zur Rückfahrt, die uns zuerst nach Sursee führte, wo die Bäckerei Weibel ihr 100-jähriges Bestehen feierte und dies mit einem kleinen lokalen Harley-Event verband (der Laden wurde vor 100 Jahren allerdings in Wilisau gegründet, die Filiale in Sursee gibts erst seit 1999). Hier wurde unser mittlerweile auf 30 Harleys angewachsene Konvoi freudig bestaunt und begrüsst. Bei der Durchquerung von Luzern brach unser Konvoi zwischenzeitlich infolge nicht ganz korrekter Anwendung der Konvoiregeln auseinander, aber in einer filmreifen Szene fanden wir uns wieder, als der vordere Teil des Konvois an einem Lichtsignal warten musste, und der abgehängte hintere Teil plötzlich von links vorbeibrauste. Es stimmt also doch, dass die Letzten die Ersten sein werden, jedenfalls im Konvoi des BCS .... In Sursee gabs genug Getränke und Essen, jeder konnte bestellen, wozu ihm das Herz grad stand. Da sich nun plötzlich gar die Sonne am Himmel zeigte, wagten wir es nach und nach sogar, die am Morgen montierten Regenklamotten abzulegen. Die Rückfahrt erfolgte in verschiedenen Gruppen, und ich nehme mal an, dass alle trocken und gesund nach Hause gekommen sind.

Es war ein sehr schönes Wochenende, auch wenn uns der Regen mehr als nur einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat. Von den zehn Kantonen, die wir besuchen wollten, haben wir nur deren sechs besichtigt oder angefahren oder gar nur ganz kurz touchiert (Solothurn, Bern, Freiburg, Luzern, Zug und Schwyz), die restlichen vier aber links liegen lassen müssen (Zürich, Unterwalden, Uri und Glarus). Dafür haben wir aargauischen Boden noch befahren. Aber selbst wenn man neben dem Aargau auch noch Basel-Stadt und Basel-Land zu den besuchten Kantonen dazuzählen würde, so käme man nur auf deren neun. Damit wir auf die gewünschte Zahl Zehn kommen, müssen wir halt Gersau, welches ja sehr lange bis 1818 eine selbständige Republik war und wo wir nächtigten, auch als Kanton dazuzählen. Diese kleine Schummelei sei uns verziehen, denn damit haben wir zehn Kantone beisammen, und die Jubiläums-T-Shirts brauchen nicht umgedruckt zu werden, wenngleich der Plan natürlich ein ganz anderer war.

Besten Dank an Seb, Simone und René für die Organisation und Durchführung dieses Jubiläums-Rides!